Musik in England im 17.&18.Jahrhundert
Cassandra Hoffmann: Sopran
und Satyros: Adrian Rovatkay, Christian Walter: Barockfagott / Dulzian
1.) Biagio Marini (1597 - 1666):
Sonata Nona per doi Fagotti o Tromboni Grossi
2.) John Dowland (1562 -1626):
What poor astronomers are they?
3.) Thomas Morley (1557 -1603):
Fantasia
4.) John Dowland (1562 -1626):
Say, love
5.) Anonymus (1646)
Pastorella
6.) John Blow (1649 -1708):
Lucifer's Fall
7.) Henry Purcell (1659 - 1695):
Awake
8.) Arcangelo Corelli (1653 - 1713):
La Follia
9.) Joseph Haydn (1732 - 1809):
Schottische Volkslieder:
Up in the morning
Barbara Allen
The black eagle (Instrument.)
Sleepie bodie
Maggy Lauder
John Anderson
The Ploughman (Instrument.)
Mount your Baggage
10.) John Weldon (1676 - 1736):
Happy
Zum Inhalt:
Gott, Liebe und Teufel. Für uns haben die drei Worte nicht mehr die Bedeutung wie im England des
17. Jahrhundert. Insbesondere das Wort Liebe zwischen Gott und Teufel scheint verwirrend. Zur
damaligen metaphernreichen Sprache und zum Textverständnis gehören jedoch starke Kontraste. Dazu einige Beispiele:
zu 4.) John Dowland (1562 -1626): Say, love
Gott und Liebe:
Sag, hast du jemals eine treue Frau gesehen? Nein? Keine außer einer...
Soweit können wir der Unterhaltung folgen. Sie könnte auch heute so stattfinden. Wie sich später
herausstellt, ist jedoch einer der Gesprächspartner Amore, die Göttin der Liebe, welche diese wichtigen Ratschläge erteilt.
zu 6.) John Blow (1649 -1708): Lucifer´s Fall
Die Geschichte, wie sich der „Sohn des Morgens“ selbst zum Gott erheben wollte. Er scheiterte an seinem Größenwahn und an seiner Eigenliebe, stürzte vom Himmel und wurde zum Teufel.
zu 7.) Henry Purcell (1659 - 1695): Awake
Ein gespenstisches Bild über tugendhafte Götter im Kampf mit dem Teufel in der Person des „universalen Wracks“:
„Erwacht ihr Toten, die Trompete ruft! Schlaft nicht mehr! Horch, von oben fällt die erforene Region
mit solchem Krachen herunter, dass es das Brüllen des Ozeans überdeckt."
Zunächst erstaunt und gleichzeitig alarmiert klappern die Sphären nieder. Allein die tugendhafte Seele bleibt unbewegt. Während die Fundamente der Erde beben, steigt die Seele hoch und spottet über das universelle Wrack“.
zu 8.) Joseph Haydn (1732 - 1809): Schottische Volkslieder
Nach so vielen düsteren Bildern von Gott und Teufel werden in diesen Liedern mehr einzelne
Geschichten von weltlicher Liebe erzählt. Am Rande stehen noch die Liebe zur Natur und zur
Schlacht (Mount your baggage).
Das Programm endet mit
9.) John Weldons (1676 - 1736): Happy mit einem glücklichen Schluß wobei alle bisherigen Themen nochmal erwähnt werden. In der Mitte des Stückes wird es noch einmal dramatisch: Die Trompeten schmettern, die Trommeln schlagen wie Blitze und die Seele verbrennt beinahe.
Zur Musik:
Italien hatte im 16. bis 18. Jahrhundert großen Einfluß auf ganz Europa, so auch auf England. Dort wurde die italienische Musik nicht nur kopiert, sondern aus ihren Elementen ein eigener englischer Stil gebildet.
Die frühbarocke Sonate, hierfür steht das Stück von Mancini, hatte bis etwa 1700 Nachahmer. Ein englisches Beispiel ist die Triosonate von Godfrey Finger für Violine, Fagott & b.c., 1702.
Der englische Stil wurde so populär, dass er wiederum Auswirkungen auf Europa hatte:
Besagte Triosonate, als auch die Fantasia von Morley und die anonyme Pastorella wurden in
Amsterdam (1646) herausgegeben.
Die Stücke von Blow, Purcell und dem Purcell - Schüler Weldon sind der Sammlung "Harmonia Sacra" entnommen, London 1693. Einer großen Beliebtheit erfreute man sich in England, über einen wieder kehrenden Baß zu improvisieren. Es gibt mehere Sammlungen dieser "Grounds", deren italienisches Beispiel Corellis: „la Follia“, in verschiedenen Bearbeitungen in England nachgedruckt und auch in vereinfachten Versionen verbreitet wurde.
Die schottischen Volkslieder lernte Joseph Haydn auf seiner England Reise (1771) kennen und verfasste hierzu eine Generalbassstimme.